Im Alltagsleben teilen wir das Jahr in vier Jahreszeiten ein. Es gibt jedoch auch noch eine feinere Einteilung in zehn biologisch begründete „phänologische Jahreszeiten“, die Jahreseinteilung nach Erscheinungen in der Pflanzenwelt.

Im Unterschied zu den astronomischen oder kalendarischen Jahreszeiten liegen die phänologischen Jahreszeiten nicht auf den Tag genau fest, sondern sind abhängig von den Jahr für Jahr zu unterschiedlichen Terminen einsetzenden Entwicklungen in der Natur.

Aussaat im März ins Freiland? Diese Angabe bringt einem Hobby-Gärtner in den Bergen im Wallis wenig, denn um diese Jahreszeit liegt hier vielmals noch Schnee. Anders sieht das aber für eine Stadt-Gärtnerin in Zürich aus, denn für sie ist es im März schon eher spät. Auf ihrem Südbalkon herrschen zu dem Zeitpunkt bereits frühsommerliche Temperaturen. Wichtig ist nicht die Angabe „März“. Viel mehr geht es um eine bestimmte Bodentemperatur. Gefragt sind nämlich zwischen 5 und 6 Grad Celsius. Bei dieser Temperatur blüht in der Natur der Huflattich, die ersten Gänseblümchen, Leberblümchen und Veilchen.

Jeder phänologischen Jahreszeit sind deshalb Zeigerpflanzen zugeordnet. So beginnt zum Beispiel der Vollfrühling mit der Apfelblüte – und die tritt von Jahr zu Jahr und auch von Region zu Region zu unterschiedlichen Terminen auf. Pflanzen blühen, bilden Früchte und lassen ihre Blätter fallen, wenn die äusseren Umwelteinflüsse passen. Es ist ihnen egal, ob sie auf einem Berg oder unten im Tal stehen. Zeigerpflanzen zeigen zuverlässiger als ein Kalender an, wann im Garten was gesät oder gepflanzt werden kann.

10 Jahreszeiten des Phänologischen Kalenders

Vorfrühling Krokusse Blühen

Vorfrühling

Zeigerpflanzen: Schneeglöckchen und die Kätzchen der Hasel bringen mit Gewissheit Kunde vom Vorfrühling. Gefolgt von Huflattich und Veilchen. Blattaustrieb der Stachelbeere. Die Krokusse und die Salweide blühen. Die Blüte des Huflattichs ist ein gutes Zeichen: Er blüht, wenn im Boden 6 Grad Celsius herrschen. D.h. dass im Freiland erste Aussaaten unter Vlies gemacht werden können.

Arbeiten im Garten: Frühbeete bereit machen. Gründüngungen einsäen. Im Haus mit der Anzucht von Setzlingen beginnen. Anzucht von Kopfsalat, Kohlrabi, Peperoni, Tomaten. Aussaat von Schnittsalat und Radiesli ins Frühbeet. Steckzwiebeln im Freiland auspflanzen.

Erstfrühling Forsythie Blüte

Erstfrühling

Zeigerpflanzen: Beginn mit Blüte der Forsythie sowie von Beerensträuchern wie der Stachelbeere und Obstbäumen wie Kirsche, Pflaume und Birne, von Schlehe und Ahorn; Blüte Buschwindröschen, Primeli. Laubentfaltung von Birke und Buche. Wiesen und Weiden werden jetzt grün. Die Birke zeigt ihre ersten Blätter, kurz darauf folgt auch die Rotbuche, Linde und der Ahorn.

Arbeiten im Garten: Anzucht von Zucchetti, Rosenkohl, Zuckermais. Aussähen von Spinat, Randen, Krautstiel, Erbsen, Rüebli ins Freiland. Es beginnt die Planzzeit für vorgekeimte Frühkartoffeln, Kohlrabi und Kabis. Jetzt ist im Garten Hochsaison für die Setzlingsanzucht. Einige Pflanzen können bereits ins Freie, müssen aber meist noch gut gegen Spätfröste geschützt werden.

Vollfrühling Apfelblüte

Vollfrühling

Zeigerpflanzen: Im Vollfrühling ist die Pflanzenentwicklung in vollem Gange. Eingeleitet wird diese Jahreszeit durch die Blüte am Apfelbaum und wenn die Stieleiche und die Esche ihre Blätter entfaltet. Blüte von Flieder, Goldregen. Vollblüte Löwenzahn. Die Fliederblüte zeigt zuverlässiger als die Eisheiligen, dass die Gefahr von Nachtfrösten jetzt deutlich abgenommen hat.

Arbeiten im Garten: Jetzt wird in die Hände gespuckt! Grabgabel fassen und Garten vorbereiten. Busch- und Stangenbohnen aussähen. Zucchetti, Tomaten, Peperoni und Sellerie ins Freiland pflanzen. Folgesaaten von Salat, Rüebli, Radiesli.

Frühsommer

Zeigerpflanzen: Der Frühsommer hält im Schweizer Mittelland meist im Juni Einzug. Der Schwarze Holunder blüht, ebenso die Robinie, der Türken- und Klatschmohn, Hundsrose, Wiesenmargerite. In diese Zeit fällt auch die Heuernte.

Arbeiten im Garten: Aussaat späte Rüebli, Bohnen, Krachsalat, Winterlauch, Lagerranden, Endivie. Pflanzen von Kürbis, Rosenkohl, Federkohl. Folgesaat Zucchetti.

Hochsommer Kartoffelblüte

Hochsommer

Zeigerpflanzen: Blüte Sommerlinde, Lavendel, Kartoffeln. Fruchtreife Johannis- und Stachelbeeren. Im Unterland wird jetzt auch mit der Getreideernte begonnen.

Arbeiten im Garten: Aussaat oder Pflanzung von Chinakohl, Endivie, Knollenfenchel, Randen, Salat, Spinat, Winter-Rettich, Winterlauch, Zuckerhut.

Spätsommer Eberesche Vogelbeere

Spätsommer

Zeigerpflanzen: Reife Früchte bei der Eberesche (Vogelbeeren), frühe Äpfel sind pflückreif. Blüte des Heidekrauts und der Herbstanemone.

Arbeiten im Garten: Aussaat von Nüsslisalat, Spinat, Schnittsalat. Pflanzung von Kohlrabi. Im Garten heisst es jetzt so viel wie möglich nachpflanzen und ernten, ernten, ernten.

Frühherbst Blühende Herbstzeitlose

Frühherbst

Zeigerpflanzen: Blühende Herbstzeitlose, reife Holunderbeeren und Hagebutten, Brombeeren, Haselnüsse, Kornelkirschen.

Arbeiten im Garten: Aussaat im Freiland von Nüsslisalat, Radiesli. Pflanzen von Knoblauch. Es können immer noch einige Wintergemüse gesät werden. Jetzt ist aber vor allem ernten angesagt.

Vollherbst Weintrauben reif

Vollherbst

Zeigerpflanzen: Eicheln, Rosskastanien, Quitten und Baumnüsse sind reif. Die Weinlese beginnt. Bald verfärben sich die Blätter der Laub- und Obstgehölze.

Arbeiten im Garten: Aussaat von Winterpuffbohnen und Winterspinat. Für die anderen Gemüse sollte ein Vlies bereit gehalten werden, um sie vor den ersten Nachtfrösten zu schützen.

Spätherbst Laubfall

Spätherbst

Zeigerpflanzen: Allgemeiner Laubfall. Gehäuseschnecken deckeln sich ein.

Arbeiten im Garten: Im Garten wird es ruhiger. Es gibt hier und da noch etwas zum ernten; aber bald stellt sich die Vegetationsruhe ein. Aussaaten werden keine mehr gemacht.

Winter Garten

Winter

Der Blattfall der Stiel-Eiche, des spätreifenden Apfels und der Nadelfall der Europäischen Lärche markieren den Beginn des phänologischen Winters. Die Natur verharrt bis zum nächsten Frühling in Winterruhe, sogar wenn es im Winter Phasen mit milden Temperaturen geben sollte. Heimische Pflanzen schützen sich so vor möglichen Frösten.

Zeigerpflanzen: Ende Winter Blüte der Zaubernuss, Winterjasmin, Blühbeginn Hasel

Arbeiten im Garten: Der Gärtner hat wohlverdiente Pause :)

Referenzen und weiterführende Informationen

Falls Sie sich gerne noch tiefer in die Materie Phänokalender im Gartenjahr einarbeiten wollen und dazu noch etwas mehr lesen möchten, empfehlen wir Ihnen gerne folgende Links.

Die Bilder im Betrag stammen entweder aus der eigenen Kamera, oder von WikimediaCommons. Wir haben uns erlaubt, einige der Texte aus dem Buch Spriessbürger zu zitieren. Das Schweizer Handbuch für den Anbau von Gemüse kann nur wärmstens empfohlen werden. Es finden sich darin unzählige nützliche Gärtner-Tips, auf bodenständige Art und Weise präsentiert und aufbereitet.

Published On: 21. März 2023Kategorien: GartenSchlagwörter: , ,

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